Die Krise beginnt

11. März 2020

Gerade war alles um uns herum noch so normal:
Fastnacht und Geburtstag feiern, das Leben genießen, Freunde treffen.

Es ist der 11. Geburtstag meines Sohnes.

Heute war ich in der Schule aber hatte schon so ein merkwürdiges Bauchgefühl das mir sagte, dass nächste Woche keine Schule mehr sein wird.

12. März 2020

Noch zwei Spiele in der Basketball-Liga meines Jüngsten, heute und am Sonntag, ich bin im Schiedsgericht eingeteilt. Unsere Sachen stehen gepackt an der Tür. Dann kommt die Nachricht, 2 Stunden vor dem Spiel ! Es wird nicht stattfinden. Nichts wird vorerst stattfinden. Die Basketballsaison wird vorzeitig beendet und es gibt auch kein Training mehr. Für niemanden.
Mein Kind ist verwirrt - sowieso ein Sensibelchen. Er hat Angst, soll morgen nochmal zur Schule aber möchte das nicht. Ob es denn wirklich so schlimm ist ?

13. März 2020

Eine Verabredung mit meiner Schwester stand an. Wir wollten eine Veranstaltung besuchen die kurzerhand abgesagt wurde. Wegen Corona. Wir wollen trotzdem was trinken gehen. Sie schreibt mir eine Nachricht, will nicht raus. Wir verbringen den Abend in ihrem Wohnzimmer. Stück für Stück dringt an diesem Tag die Schließung der Schulen und KiTas in unser Bewusstsein. Unreal fühlt sich das an. An diesem Tag wird in Darmstadt der erste 'Fall' gemeldet.

14. März 2020

Wir feiern den 11. Geburtstag mit wenigen Gästen, die Stimmung ist gedrückt. Fuß- und Ellenbogencheck anstatt Umarmungen. Ab nächster Woche wird alles anders. WIE es wird können wir uns noch nicht vorstellen.

16. März 2020

Ich will einkaufen, ganz normale Dinge im Drogeriemarkt meines Vertrauens. Klopapier zum Beispiel ! An diesem Tag offenbart sich mir zum ersten Mal, dass wir uns für einige Zeit von unserem 'alten Leben' und unseren Gewohnheiten verabschieden müssen. Ich biete meinen Eltern Hilfe beim Einkaufen an. Mein Jüngster dreht am Rad, hat Angst rauszugehen. Nur die beiden Großen gehen nochmal in ihre Schule um ein paar Sachen zu holen.

18. März 2020

Meine Tochter hat ein Last-Minute-Abiplakat für den großen Bruder bemalt.
Wir fahren abends nach Darmstadt und steigen über den Zaun auf den Schulhof, hängen das Plakat zu den anderen. Wirkt doch alles ganz normal. Aber es ist viel zu still an diesem Abend in der Innenstadt.

19. März 2020

Der Abiturient schreibt seine erste Prüfung. Leute - so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte ihn am Nachmittag mit seinen Geschwistern vor der Schule erwarten und dann wären wir Eis essen gegangen. Ich bin selbst mit der Situation überfordert und wahnsinnig traurig. So soll seine Schulzeit nach 12 Jahren enden ? Ohne Abischerz, Parties, Zeugnisverleihung und Abschied ? Einfach ab und zu mal zu den Prüfungen kommen, machen, wieder gehen ? Ein Rauswurf am letzten Tag als sei nichts gewesen ? Abschiede sind wichtig - das lernt man sogar in der Erzieherausbildung.


Kommentare

Beliebte Posts