Ein Experiment für die Zukunft - mit therapeutischem Nutzen

Ein Sommerurlaub auf Mallorca brachte in meiner Kindheit ans Tageslicht:
das Kind hat einen Knall - voll das Schnecken-Problem.
Geschrei, Tränen, Hysterie ! Meine Eltern reden heute noch davon 🙈

Kurz zusammengefasst: schon mein ganzes Leben habe ich ein Phobie gegen Nacktschnecken. Vor allem die riesigen roten Monster lassen mich aus dem Stand 2 Meter hoch springen und dann sofort flüchten. Jemand muss mich retten und das kriechende Schleimding wegschaffen. Den Sommerurlaub am Chiemsee 2014 hat mir die damals gerade in der heißen Phase befindliche Nacktschneckenplage gründlich versaut. Das Bewusstsein ist vorhanden, dass das so nicht weitergehen kann weil meine Kinder mich auslachen und diese Angst mich vor allem in lauen Sommernächten oder Grillabenden bei Freunden begleitet. Im Sommer vor zwei Jahren saßen wir zum Beispiel alle im Wohnzimmer anstatt auf der Holzdielen-Terasse. Die ist zwar schön aber mit Einbruch der Dunkelheit quetschten sich rote Schnecken durch die Ritzen und der Abend war für mich gelaufen.



Seitdem ich die Erzieher-Ausbildung mache, mein / unser Familienleben verstärkt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz ausrichte und mir darüber klar geworden bin, dass ich später pädagogisch in diesem Bereich arbeiten möchte steht fest: ich muss was ändern ! In Wald und Wiese begegnen einem immer mal Schnecken und wenn die verantwortliche Pädagogin dann schreiend wegläuft kommt das nicht so gut.

Was für ein Glück ereilt uns im Frühjahr: wir dürfen auf dem Nachbargrundstück einen Gemüsegarten anlegen. Ein paar Schnecken mit und ohne Häuschen sind auch vorhanden. Ein neuer Grund nicht mehr davonzulaufen sondern das Problem anzugehen. Giftfrei soll es sein und nur den roten Schnecken soll der Garaus gemacht werden und nicht den Häuschen- und Weinbergschnecken.

Irgendwie scheiden Stück für Stück alle Möglichkeiten aus bis auf die Errichtung eines Schneckenzauns. Das Areal ist aber ziemlich groß und es würde ein teurer Spaß werden. Also recherchiere ich weiter und stoße auf: den Tigerschnegel. Er gilt als Nützling und nicht als Schädling und als schönste Nacktschnecke - beides liegt natürlich im Auge des Betrachters. Er frisst gerne angemoderte Pflanzenteile, Pilze, Aas und Kot. Unser Komposthaufen mit den  organischen Abfällen und den Kaninchenkötteln sollte somit ein superduper Buffet für die Schnegel sein !
Ich härte mich ab mit Videos über Schnecken, informiere mich über den Schlegel und bestelle dann schließlich nach einem Telefonat mit einer Züchterin zwei Jungtiere. Klingt merkwürdig aber es gibt tatsächlich Schlegel-Liebhaber die sich die schleimigen Gesellen im Terrarium halten. Zwei Tage später kommen die Nackedeis mit der Post wohlbehalten hier an, wir nehmen sofort den Deckel ab. Nach etwa 5 Minuten an der frischen Luft kommt Leben in die Schnecken. Schnell mache ich mit der Gießkanne zwischen Komposthaufen, Brombeer- und Totholzhecke ein bisschen nass, lege Gurkenstücke und etwas Katzenfutter bereit zum Anfüttern (anfixen !) damit sie bei uns bleiben. Sie kriechen neugierig aus ihrer Box, die Leopardenschnecke frisst einige Minuten Katzenfutter bevor sie der Tigerschnecke in die Dunkelheit der Brombeerhecke folgt. Mission geglückt - soweit !
Ich hoffe die Investition lohnt sich zur Bekämpfung der Nacktschnecken.
Ich hoffe, kein Vogel hat meine Investition schon aufgefressen 😨
Ich hoffe, ich war bis jetzt tapfer genug und kann darauf aufbauen wenn die Schnegel vielleicht doch mal aus dem Salat geholt werden müssen.
Ich hoffe, wir leisten damit einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität.
Drückt mir die Daumen !
 


Nachtrag: ich habe meinem Vater diese Fotos geschickt und über die Schnegel berichtet. Seine Antwort: Mama ist sehr verwundert. Erinnerst du dich noch an das Schneckendrama vor unserem Ferienhaus in Cala Millor ?

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