Gestärkt aus der Krise kommen

Die Krise traf und trifft uns hart. Die Erwachsenen mit Unsicherheit, manche auch mit Angst, mit finanziellen Sorgen und sozialen Einschränkungen. In den ersten Wochen schloss man Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen ohne lange zu überlegen. Wie ging es den Kindern ? Anfangs schien das die Politiker nicht zu interessieren, erst nach ein paar Wochen Shutdown und mit dem Hochkochen von Themen wie häusliche Gewalt oder soziale Ungerechtigkeit rückte das Problem in den Fokus: Kinder brauchen Kinder, am besten möglichst gleichaltrige. Die Entwicklung sozialer Kompetenzen, soziales Lernen und auch der Unterricht benötigen nun mal eine Gruppe. Homeschooling war echt nicht das Gelbe vom Ei (nicht nur für die Schüler 😩). Kinder fehlten ihre Freunde und Spielkameraden, ihre Tagesstruktur und ihre Hobbies. Dieser Punkt war für meinen jüngsten Sohn, 11 Jahre, schmerzhaft. Seit 8 Jahren ist er im Basketballverein, so wurde die Sportart ein Teil seines Lebens. Das vorzeitige Ende der Saison und der Trainingsstopp waren hart, zusätzlich zum Wegfall der Strukturen von Schule und unserem 'normalen' Alltag. Er hatte Ängste und Alpträume, wollte das Haus nicht mehr verlassen. Auch von anderen Eltern habe ich solche Geschichten gehört denn während wir Erwachsene in die Zukunft denken und wissen, dass die Masken irgendwann nicht mehr gebraucht werden kann ein Kind sich das kaum vorstellen. Mein Jüngster jedenfalls sagte mir vor ein paar Tagen, dass seine Erinnerung an die Normalität vor der Krise verblasst und dass er Angst davor hat, für immer mit Maske herumlaufen zu müssen.

Es war eine große Erleichterung als Mitte Mai, mit Eintreten der ersten Lockerungen, das Basketballtraining wieder begann. Es galten einige Hygieneregeln aber natürlich war es SO trotzdem besser als einfach nichts zu tun zu haben. Zweimal pro Woche konnten die Kinder wieder in ihren Teams trainieren. Die Teilnahme am Training und den Spielen wird bis Ende der Saison 20/21 freiwillig sein und wer nicht kommen will oder darf hat nichts zu befürchten. Sollte ein Spieler zurückkehren wollen darf er dort einsteigen wo er aufgehört hat. Kein Druck und keine Verpflichtung in dieser wirren Zeit ! Mein Sohn ging wieder ins Training, war erstmal unsicher und wollte nicht mit dem Bus fahren. Also brachte ich ihn mit dem Auto und nach ein paar Wochen traute er sich den Bus wieder zu. Nun sind mehr als 3 Monate vergangen, die Hygieneregeln wurde gelockert, die Eltern dürfen zwar nicht in die Halle aber das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Heute stand das erste Spiel der Saison an, nur ein Testspiel, ohne Druck aber dafür mit Hygienekonzept und 'Neumalität'. Antesten der Fitness, ein kleines Publikum. Während ich die ersten Minuten mit meiner Maske und einem dicken Kloß im Hals an der Wand einer fremden Sporthalle lehnte, lange brauchte um mich an diese komische Situation zu gewöhnen, waren die Kinder auf dem Spielfeld alle schon längst angekommen. Die gewohnten Abläufe, das Warm Up, der Trainer - all das gab ihnen Sicherheit und sie kamen super ins Spiel. 
 
Was ich heute gesehen habe ? Über die letzten Monate haben diese Kids (Jungs und Mädchen unter 12 Jahren) mit Hilfe der Teamgemeinschaft, des Trainers und der gemeinsamen Liebe zu diesem orangenen Ball etwas geschafft was ich so nicht für möglich gehalten hätte ! Sie haben sich weiterentwickelt, super gespielt und gewonnen. Monatelang keine Einmischung der Eltern oder Gespräche mit dem Trainer, das scheint nicht zu fehlen. Es lief einfach so gut, dass ich nach kurzer Zeit großen Spaß am Zuschauen hatte und wahnsinnig stolz auf meinen Sohn und seine MannschaftskollegInnen war. Hey, die brauchen uns ja gar nicht ... die haben das alleine hinbekommen, wieder zu trainieren und stärker zurückzukommen als sie vor der Krise waren. Wahnsinn ! Kinder sind stärker als wir glauben wenn wir ihnen vertraute Strukturen ermöglichen. Wir müssen ihnen eine sichere Basis bieten von der aus sie starten und jederzeit zurückkehren können, ihnen was zutrauen !
 
Natürlich ist der Breitensport oder die Öffnung der Schulen momentan Russisches Roulette. Jederzeit kann das Virus irgendwen treffen und dann erstmal eine ganze Schulklasse oder eine andere Gruppe in die Quarantäne befördern. Mir ist das bewusst aber ich stehe mit der Entscheidung zum Risiko zum Glück nicht alleine da. Wir leben jetzt und hier. Mir persönlich bricht der verlorene Sommer das Herz aber wenn ich an unsere Kinder und Jugendlichen denke, deren Zeit mitten in der Entwicklung noch wichtiger ist sagt mein Bauchgefühl, dass sich die Risiken lohnen.
 
Was auch immer diese Saison noch bringt: ich liebe dich mein Großer und werde dich weiterhin unterstützen. So lange es geht und zu welchen Bedingungen auch immer !

 
 

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