Lernort Bauernhof

Als Ersatz für das ausgefallene Praktikum im Mai habe ich in den Ferien eine Woche der Ferienspiele auf einem Hofgut in Darmstadt begleitet. 15 Kinder im Grundschulalter werden hier pro Woche betreut und beschäftigt. Vor allem aber ermöglicht ihnen der Lernort Bauernhof vielfältige Erfahrungen mit Nutztieren, Landwirtschaft und der Natur. Dort wird nachhaltig gewirtschaftet. Es gibt Hühner, Gänse, Schafe und Kühe. Die Kälber werden muttergebunden aufgezogen, das finde ich richtig und wichtig ! Meine eigene Einstellung passt somit zum Konzept des Hofgutes.

Mein beruflicher Wunsch für die Zukunft ist die umweltpädagogische Arbeit mit Kindern oder auch mit Erwachsenen. Anderen Menschen - egal ob groß oder klein - Naturerfahrungen und Wertschätzung für das was wir aus der Natur und von den Tieren 'nehmen' zu vermitteln, das würde ich nach dem Abschluss der Ausbildung gerne machen. Um mir dessen sicher zu sein braucht es natürlich Selbsterfahrung, auch wenn ich schon einiges erlebt und gesehen habe. Im letzten Praktikum in einer KiTa hat mir die 'Waldgruppe' am besten gefallen. Das Draußensein entschleunigt die Arbeit mit den Kindern sehr. Ich mag es, das Wetter zu erleben und den Wechsel der Jahreszeiten. Im Wald bekommt man das natürlich alles hautnah mit. Angenehmer Nebeneffekt: der Lautstärkepegel einer Waldgruppe ist meilenweit von dem einer KiTa entfernt... Die Kleinen sammeln ganz automatisch Erfahrungen mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und die Motorik wird durch sich bietende Bewegungsmöglichkeiten wie klettern und balancieren gefördert. Auch gibt es dort fast kein Spielzeug weil man draußen genug interessante Naturmaterialien findet die zur Beschäftigung anregen. 

Nun war es mir wichtig herauszufinden, ob diese Art der pädagogischen Arbeit mir wirklich liegt. 

Es gab in diesen 5 Tagen viele schöne Momente und ich habe mich trotz teilweise anstrengender Arbeit auf dem Bauernhof sehr wohlgefühlt. So richtig 'Klick' gemacht hat es jedoch erst am letzten Tag ! Wir mussten morgens länger am Kuhstall auf das frische Futter warten, bei dessen Verteilung die Ferienspielkinder täglich mithelfen. Also schauten wir den Kühen mit den jüngsten Kälbchen im Stall zu als eine Kuh begann ihrem Kalb lange und ausgiebig das Gesicht zu lecken. Eine Sechsjährige fragte mich, warum die Kuh das macht und ich erklärte das sei das Gleiche als würde eine Mama ihrem Kind das Gesicht mit dem Waschlappen waschen. Die anderen Kindern hörten auch zu und plötzlich waren wir alle ganz still. Wir schauten auf das friedliche Bild der Mutter-Kind-Beziehung und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Ich sah an den Gesichtern der Kinder: sie hatten verstanden ! Wir guckten uns hier nicht eine Milchmaschine an sondern ein fühlendes Wesen. Eine Mutter die sich um ihr Kind kümmert. Diese Erfahrung und die Gesichter der Kinder, den Eindruck der diese Szene hinterließ - da war er: mein Moment der Erkenntnis. Der Zufriedenheit. Sowas möchte ich öfter erleben und andere Menschen an solchen Momenten teilhaben lassen. Für mich ist es wichtig, dass wir nicht alles als selbstverständlich hinnehmen und ohne darüber nachzudenken Tiere und Umwelt immer weiter ausbeuten, immer mehr wollen. Ich bin überzeugt davon, dass der Grundstein für die Wertschätzung gegenüber diesen Dingen im Kindesalter gelegt werden kann wenn man es ermöglicht.

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