Sport und Bewegung als Teil der Ausbildung - warum machen wir das ?

Diese Frage stellen sich tatsächlich einige meiner Mitstudierenden. Ich persönlich finde singen und Tüdelüt - zum Beispiel Tanzen mit Tüchern - ganz furchtbar. Es ist aber klar warum wir das lernen und sogar schon am Anfang der Ausbildung gemacht haben: wir brauchen einen Ideenpool für unser späteres Wirken. Und: auf die Selbsterfahrung kommt es an und darauf, dass wir herausfinden was uns individuell gut liegt oder auch nicht. Wir haben über didaktische Elemente gesprochen und mussten in Zweiergruppen der Klasse ein Lied beibringen. Der schlimmste Tag der Ausbildung bisher für mich 🙈🙉🙊  Danach war eine Selbstreflexion zu verfassen über eine einschneidende Erfahrung der bisherigen Ausbildung. Ich schrieb ganz ehrlich über das Singen und wie furchtbar das für mich war, außerdem dass ich als pädagogische Fachkraft später eine CD zur Hilfe nehmen würde ! Meine Lehrerin besprach die Note mit mir nachdem sie mit zwei Kolleginnen die Reflexion gelesen hatte. Sie hätten sehr gelacht ! Sie gab mir eine Eins auf die Arbeit und da merkte ich wie wichtig Selbstwahrnehmung, eigene Einschätzung und Ehrlichkeit sind. 

Genauso verhält es sich im Vertiefungsfach Sport und Bewegung: wir werden nicht nach 'Leistung' benotet oder dafür wie sportlich wir sind. Es geht um Spaß an Bewegung und neue Erfahrungen. Offenheit und und über den eigenen Schatten springen können. Bisschen Theorie und was Neues lernen wollen, dass man später in der beruflichen Praxis anwenden kann. Wer sich anstrengt obwohl er was nicht gut kann, wer es wenigstens probiert auch wenn er Angst hat oder unsicher ist, der bekommt eine gute Note. Wer sich einbringen kann weil er eine Ballsportart gut beherrscht oder sonstige Kenntnisse mit den anderen teilen kann soll es tun, wenn jemand keine guten Kenntnisse hat (ich kann nur Fitness 🙇) darf das gerne tun. Ich finde das fair weil es nicht auf sportliches Talent oder sonstige Vorteile ankommt. Wir sind nämlich altersgemischt von 18 - 46 Jahren, männlich und weiblich, physisch alle ganz verschieden aufgestellt ! Es muss also die Bereitschaft zur persönlichen Entwicklung vorhanden sein, was aber generell von unseren Lehrern beobachtet und mit uns besprochen wird. 

Daher bot sich der Kletterwald als Einstiegsaktivität an obwohl manche Angst davor hatten. Unsere Lehrerin hat sich sehr bemüht jeden zu unterstützen und auch untereinander war die Stimmung ganz gut, man half sich gegenseitig, wir hatten Spaß und für's Teambuilding war die Unternehmung sowieso gut.

Meine Höhenangst konnte mich nicht davon abhalten diesmal den etwas höheren Parcours als beim ersten Besuch vor ein paar Jahren zu klettern. Auch den Partnerparcours wollte ich unbedingt klettern und eine Klassenkameradin ist kurz vor Unterrichtsende nochmal mit mir hoch um mir das zu ermöglichen. (Danke Anja 💞) Mittendrin waren drei Hindernisse mit auf Seilen fahrenden Brettern zu überwinden und beim dritten war's vorbei. Wie gelähmt war ich plötzlich, sah mich außerstande das zu bewältigen. Ein innerer Kampf: den Trainer rufen und abseilen lassen oder Augen zu und durch ? Die Angst gewinnen lassen oder das Konto für's eigene Selbstwertgefühl aufladen ? Meine Begleiterin sagte weit weg von meinem Ohr: du schaffst das - ich bin da - vertrau' mir. Nach ein paar Minuten kam der Scheiß-drauf-Punkt. Runterfallen und sterben ging ja eh nicht also was sollte es ? Bevor das Jungvolk da unten sich über mich lustig machen würde ... nö, das wollte ich echt nicht !!! Wir stiegen zu zweit auf diese komische Bank und fuhren rüber - völlig problemlos in 5 Sekunden. Ich zitterte wie Espenlaub, es kamen noch zwei Hindernisse aber das ging dann irgendwie. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatte kam der Stolz: fast wäre ich geplatzt 😉

Meine Lehrerin hat uns an diesem Tag nicht nur Erfolgserlebnisse (niemand ging frustriert raus) und Spaß ermöglicht sondern nebenbei noch den ganzen Körper fordernde Bewegung an der frischen Luft. Wir konnten unsere Grenzen austesten und darüber hinausgehen - oder auch nicht. 

Brauchen wir diese Erfahrung im späteren Berufsleben ? Ja !

ErzieherInnen arbeiten nicht nur in Krippen, Kindergärten und Grundschulbetreuungen. Wir werden z.B. auch in der offenen Jugendarbeit oder Ferienspielen eingesetzt, die Jobmöglichkeiten sind wahnsinnig weit gefächert. Man braucht uns in Tages- und Wohngruppen, in Heimen oder auch in der Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen. Für ältere Kinder oder Jugendliche wäre der Kletterwald ein tolles Ausflugsziel.








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